das Vertrauen in die eigene Handlungsfähigkeit auch unter extremen Belastungen; ein Konstrukt, das die optimistische Einschätzung eigener Handlungsmöglichkeiten angesichts von schwierigen Anforderungssituationen und Handlungsbarrieren betrifft (proaktives Coping, Optimismus). Selbstwirksamkeitserwartungen lassen sich in ihrem Schwierigkeitsgrad, in ihrer Stärke und in ihrer Allgemeinheit unterscheiden. Der Schwierigkeitsgrad ergibt sich aus der jeweils angesprochenen Anforderungssituation. Die Stärke ist dann besonders ausgeprägt, wenn auch wiederholte Mißerfolge nicht zu einem Abbau der Selbstwirksamkeitserwartung führen. Spezifische Selbstwirksamkeitserwartungen beziehen sich auf eng umschriebene Situationen und Anforderungen, während allgemeine oder generalisierte Selbstwirksamkeitserwartungen situationsunspezifisch sind und die Bewältigung allgemeiner Probleme und Lebensanforderungen thematisieren. Selbstwirksamkeitserwartungen stellen das zentrale Konstrukt der sozial-kognitiven Lerntheorie Albert Banduras dar. Nachhaltige Erfolgserfahrungen (engl. Mastery Experience) und das Beobachten erfolgreicher Modellpersonen (Modellernen) tragen wesentlich zu ihrem Aufbau bei. Selbstwirksamkeitserwartungen sind in ein dynamisches System selbstbezogener Kognitionen integriert und üben entscheidenden Einfluß auf die Handlungsregulation und Streßbewältigung aus: Selbstwirksame Personen nehmen Anforderungen eher als Herausforderung wahr, setzen sich höhere Ziele, die sie mit mehr Anstrengung und Ausdauer verfolgen. Die Bedeutung spezifischer Selbstwirksamkeitserwartungen hat sich besonders in der Gesundheitspsychologie, etwa bei der Ernährungsumstellung, der Nikotinentwöhnung oder der Rehabilitation erwiesen. Im Bereich der Pädagogischen Psychologie zeigte sich, daß der gezielte Aufbau von Selbstwirksamkeitserwartungen bei Schülern zu einer Leistungs- und Motivationssteigerung führt. Entsprechend wurden in jüngster Zeit vermehrt Anstrengungen unternommen, um die Selbstwirksamkeitserwartungen von Lehrern und Schüler zu fördern. Die Streßforschung der letzten Jahre belegt, daß allgemeine Selbstwirksamkeitserwartungen eine relevante personale Ressource insbesondere bei der Bewältigung von tiefgreifenden Lebenskrisen und Umbrüchen darstellen.
Literatur
Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New York: Freeman.
Schwarzer, R. (2000). Streß, Angst und Handlungsregulation. (4. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer.
Zur Messung der allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung liegt eine Skala von Jerusalem und Schwarzer in 30 Sprachversionen vor (www.fu-berlin.de/gesund).
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