Animation, seit den 70er Jahren ein zentraler Begriff der freizeitwissenschaftlichen Konzept- und Theoriebildung. Die Reichweite des Begriffs umfasst dabei das Spektrum von allgemeinen weiten Begriffsdefinitionen, in der alle freizeitpsychologisch und -pädagogisch begründbaren Aktivitäten als Animation gelten können, bis hin zu engeren Begriffsdefinitionen, die mit spezifischen Handlungsformen in bestimmten Freizeitsituationen verknüpft werden. Als gemeinsames Merkmal dieses Spektrums der Animation ist die Orientierung an offenen Situationen, in der Autonomie und Selbstverwirklichung des Einzelnen in den Mittelpunkt gestellt wird.
Animation im weiteren Sinne umfaßt die Gesamtheit von Aktivitäten, Maßnahmen und Interventionen, die auf die Erfüllung bestimmter Freizeitfunktionen (Emanzipation, autonomes Handeln, Selbstverwirklichung, Spaß, Kommunikation, Kreativität etc.) ausgerichtet sind. Animation ist in diesem Sinne die globale Beschreibung der Tätigkeit und der Kompetenz im freizeitbezogenen Berufsfeld und kann sich auf unterschiedliche Ebenen des Handelns (Mikro-, Makro- und Megaebene) in unterschiedlichen gesellschaftlichen (politischen, ökonomischen, sozialen, kulturellen, pädagogischen) Teilsystemen beziehen. In Modellen, die dieses weite Verständnis verwenden, wird Animation als umfassender Begriff für Interventionen in der freizeit-kulturellen Breitenarbeit bzw. Kultur- und Sozialarbeit verstanden, die in ihrer Gesamtheit auf die Verbesserung von psychischen, physischen und sozialen Lebensumständen zielen. Charakteristisch für dieses Animationsverständnis ist weiterhin, daß Animation nicht ausschließlich auf mikrosoziale Dimensionen des Handelns ausgerichtet ist, sondern sich auf mehreren Ebenen (Mehr-Ebenen-Modell der Animation) und auf verschiedene Bereiche menschlichen Handelns bzw. Systeme gesellschaftlicher Zusammenhänge (z.B. Kultur, Politik, Pädagogik etc.) bezieht. Ausgangspunkt der Konzepte und Theorieansätze in diesem Bereich ist die Dichotomie zwischen Individuum und Gesellschaft.
Animation im engeren Sinne bezieht sich dagegen auf die konkrete Handlungs- und Interaktionsebene und umfaßt die Gestaltung und Beeinflussung der Wirksamkeit von materiellen und sozialen Umfeldfaktoren auf das Erleben und Verhalten von Individuen und sozialen Gruppen. Dabei spielen besondere qualitative Merkmale (z.B. Anregungspotential und Aufforderungscharakter, Erlebnisgehalt, Unverbindlichkeit, Aktionsorientierung) im Hinblick auf das methodische Handeln und ihre Wirksamkeit eine wichtige Rolle, die die animative Methode von anderen Methoden unterscheidbar macht. Animation in diesem engeren Sinne ist also in erster Linie methodenorientiert, d.h. die möglichen Wege zu einem Ziel bzw. die möglichen Weisen der Vermittlung eines Inhalts stehen im Mittelpunkt. Die diesbezüglich in der Literatur vorzufindenden Ansätze folgen keiner einheitlichen Definition der Animation als Methode, die methodischen Merkmale der Animation sind sehr stark durch das jeweilige Themenfeld (Theater, Sport, Tanz, Musik, Sozialarbeit, Touristik etc.) geprägt: Neben der Empfehlung zur Herstellung von "Zweck-Mittel-Relationen" auf der einen Seite werden als methodische Vorgehensweisen "Probieren und Korrigieren", "Improvisieren", "Umdeuten von Situationen" und auch "Sichansprechenlassen" genannt. Damit wird Animation als Methode zu einem flexiblen Vorgehen, das auf die spezifischen Interessen und Wünsche von Situationsteilnehmern reagiert und dabei sowohl die emotionalen als auch die verhaltensbezogenen Aspekte von Wahrnehmungen berücksichtigt.
Literatur
Michels, H (1995). Animation - Ergebnisse einer Rekonstruktionsanalyse zur freizeitwissenschaftlichen Theoriebildung. Spektrum Freizeit. Forum für Wissenschaft, Politik und Praxis 17, 2-3;
Michels, H. (1996). Animation im Freizeitsport. Edition Sport & Freizeit 5. Aachen.
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