Anonyme Alkoholiker, Abk. AA, von einem ehemaligen Alkoholiker (Bill W.) am 10. Juli 1935 gegründete Selbsthilfegruppe, die ohne professionelle Therapeuten arbeitet. Dieser Tag wurde als Gründungstag der AA datiert, weil Bill W. es durch seine Hilfestellung schaffte, einen siebzehn Jahre lang Alkoholkranken (Dr. Bob) an einem ersten Tag nüchtern zu halten. Die Internationalisierung setzte 1951 ein, nach Deutschland kam die Bewegung der AA 1953 über Angehörige der US-Besatzungsmacht. Die Anonymen Alkoholiker haben Modell gestanden für viele anderen klinischen Selbsthilfegruppen, für die Integritätsgruppen von O. H. Mowrer und die Mutual Need Therapie, deren gemeinsames Ziel das soziale Lernen in der Gruppe ist.
Die inzwischen weltweit anerkannte und relativ erfolgreiche Selbsthilfegruppe arbeitetet nach dem Motto : "Nur Du allein schaffst es (abstinent zu bleiben), aber alleine schaffst Du es nicht." Und: Auch noch so kleine Mengen von Alkohol führen Suchtkranke immer wieder zum Suchtverhalten (Sucht). Der Alkoholiker bleibt nach dieser Sicht den Rest seines Lebens "alkoholkrank". Deshalb ist Abstinenz die einzige Möglichkeit, sich der Krankheit zu erwehren.
Nur Alkoholkranke können Mitglieder werden bzw. zu den regelmäßigen Treffen erscheinen. Allerdings gibt es inzwischen auch Angehörigen-Gruppen (Al-Anon, Al-Ateen). Die selbstorganisierte Hilfe und die Begegnung und Auseinandersetzung mit gleichermaßen unmittelbar Betroffenen (Leidensgenossen) stigmatisiert und diskriminiert weniger als z.B. ein Klinikaufenthalt und ermöglicht gegenseitige Unterstützung, gemeinschaftliche Problembewältigung und auch Härte in der Argumentation, die bei Nicht-Betroffenen und Nicht-Experten kaum möglich ist.
Kern des Programm der AA sind die sogenannten "Zwölf Schritte " und die "Zwölf Traditionen" - Grundsätze, mit deren Hilfe der in die Gemeinschaft der AA aufgenommene Alkoholkranke seinen Zwang zum Trinken überwinden und sein Leben neu gestalten soll. Die Schritte, die er gehen muß, sollen ihn zur Einsicht in seine persönliche Unfähigkeit führen, alleine und ohne Hilfe mit dem Trinken aufzuhören. Vor allem soll er dazu angehalten werden, auf das Verleugnen seiner Krankheit "Alkoholismus" zu verzichten und einen Glauben an eine höhere Macht aufzubauen, die die Beherrschung durch die "Macht Alkohol" ablöst, und Zutrauen in die Zukunft zu fördern.
Die AA bezeichnen Alkoholismus als eine "unheilbare Krankheit", die den Menschen körperlich, geistig und psychisch erfaßt und seine Persönlichkeit unabhängig von sozialem oder wirtschaftlichem Status ruiniert. Die AA fragen nicht nach der Ursache des Trinkens und nicht danach, wieviel getrunken wurde. Indiz für die "Krankheit Alkohol" ist einzig und allein das nach dem Alkoholkonsum auftretende unkontrollierte Verhalten.
Literatur
Neuendorff, S. & Schiel, J. (1982). Die Anonymen Alkoholiker. Portrait einer Selbsthilfeorganisation. Weinheim: Beltz.
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