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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

ehrenamtliche Hilfe

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

umfaßt die Hilfe gegenüber Nachbarn, die Unterstützung von Alten und Behinderten in Hilfsorganisationen, das Sammeln von Geld für einen guten Zweck und die Mitarbeit in Bürgerkomitees (Hilfeverhalten). Die Motive ehrenamtlicher Hilfe lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Einerseits geht es um altruistische Antriebe, die durch Gefühle der sozialen Verantwortung und durch die Übernahme von politischer Verantwortung repräsentiert werden. Auf der anderen Seite stehen egoistische Motive der Helfer, die durch Karrierestreben, Berufsausgleich, Streben nach Anerkennung und Erhöhung des Selbstwertes, Sammeln von Erfahrungen sowie durch die Erfüllung von Bedürfnissen nach sozialer Bindung und Freizeitgestaltung bestimmt sind. Untersuchungsergebnisse zeigen, daß die altruistischen Motive höhere Einschätzungen erhalten als die egoistischen Motive. Das bedeutet aber nicht, daß egoistische Motive für die ehrenamtliche Tätigkeit ohne Bedeutung sind. Vielmehr zeigt die relativ hohe Bedeutung von sozialer Bindung und Selbsterfahrung, daß der Wunsch, eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung zu erreichen und wichtige Erfahrungen zu sammeln, eine große Rolle für die ehrenamtliche Tätigkeit spielt (Freizeitpsychologie). Weiterhin gilt, daß die Bedeutung der egoistischen Motive über die Zeit zunimmt, während die Bedeutung der altruistischen Motive nach einer längeren Tätigkeit eher geringer eingeschätzt wird. Das verweist auf den Unterschied zwischen der Einstiegsmotivation und der Motivation zur Aufrechterhaltung der ehrenamtlichen Tätigkeit. Für die Aufrechterhaltung der ehrenamtlichen Tätigkeit ist es wichtig, daß die Arbeitsanforderungen mit den dominanten Motiven übereinstimmen. Wenn z.B. ein Interesse an sozialer Bindung besteht, sollte das ehrenamtliche Engagement eine Gruppenaktivität beinhalten, die das Bedürfnis nach Gesellung erfüllt (Affiliation). Wenn hingegen eine introvertierte Grundeinstellung gegeben ist, sollte die Tätigkeit eher allein ausgeübt werden (z.B. Petitionen schreiben, Gefangene brieflich betreuen).

Das Engagement für ehrenamtliche Arbeiten hängt mit religiösen Merkmalen zusammen. Personen, die für sich die Bedeutung der Religion hoch einschätzen, engagieren sich mehr. Wie sich zeigen ließ, bestimmt die Erfüllung von Freizeitinteressen die Intensität des Engagements: Je mehr Übereinstimmung mit Freizeitinteressen besteht, desto größer ist das Engagement.

Literatur

Küpper, B. & Bierhoff. H. W. (1999). Liebe Deinen Nächsten, sei hilfreich. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 20, 217-230.


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