thematisiert die Bedingungen für die Entstehung und den Verlauf (Aufrechterhaltung, Modulierung und Beendigung) einer Emotion in einer aktuellen Situation und läßt sich durch folgenden zeitlich zyklischen Ablauf (als gemeinsamer Nenner unterschiedlicher emotionstheoretischer Ansätze) abbilden:
(a) Situativer Kontext als Rahmenbedingung, in dem die Person sich aktuell befindet.
(b) Momentanverfassung der Person: z.B. aktuelle Bedürfnis- und Stimmungslage, die Erwartungshaltung bzgl. des weiteren Verlaufs des Geschehens.
(c) Subjektive Bewertungsprozesse, die intuitiv und nicht analytisch ablaufen: Bewertung der persönlichen Bedeutsamkeit der aktuellen Person-Umwelt-Beziehung (z.B. hinsichtlich der Befriedigung von aktuellen Bedürfnissen und Passung mit den Erwartungen). Als Ergebnis erzeugen sie die
(d) Emotionale Reaktion, z.B. Lächeln bei Freude, Weinen bei Traurigkeit, als Konfiguration von Ausdruck, Erleben und Zustand. Der emotionale Ausdruck beinhaltet Handlungsaufforderungen an andere Personen und führt zu z.T. automatisierten Reaktionstendenzen und
(e) Bewältigungshandlungen (automatisierte Verhaltensweisen oder kognitiv gesteuerte Handlungen): handlungsbezogen (Veränderung der gegebenen Umwelt) und/oder emotionsbezogen (direkte Modulation der emotionalen Reaktion).
(f) Die Auswahl der Bewältigungshandlungen bei nicht-automatisiertem Verhalten werden u.a. durch Bewertungsprozesse der Selbstwirksamkeit und Ergebniserwartung beeinflußt.
(g) Die ausgeführten Bewältigungshandlungen verändern die aktuelle Person-Umwelt-Beziehung durch die aktive Einwirkung auf die Umwelt, die Umdeutung der Situation oder Selbstberuhigungsstrategien. Diese Veränderungen führen zu einer Neubewertung, und je nach Ergebnis führt dies zur Aufrechterhaltung, Beendigung oder Verstärkung der Emotion oder sogar zur Umwandlung in eine andere Emotion (z.B. Angst vor der eigenen Wut oder Beschämung über gezeigte Zuneigung).
Je nach Emotionstheorie werden einzelne Komponenten oder Verlaufsmerkmale mehr betont oder etwas unterschiedlich aufgefaßt. So bleibt z.B. die Frage offen, ob automatisierte Bewertungsprozesse, emotionales Erleben, Ausdruck, Zustand und automatisierte Reaktionstendenzen für Emotionen konstitutiv sind. Unabhängig von der Beantwortung dieser Frage treten diese Komponenten in der Mikrogenese als Interaktion von aktuellen und dispositionalen Merkmalen auf (emotionale Dispositionen). Die frühkindliche Emotionsregulation geht von einer sozialen (externen) zu einer selbstgesteuerten (internen) Regulation über. Die interaktive Regulation der Emotionen des Kindes mit Unterstützung der Bezugspersonen beeinflußt die Entwicklung personspezifischer dispositionaler Ausprägungen aller oben genannten Komponenten. In diesen interaktiven Erfahrungen entwickeln sich auch allgemeine Merkmale, wie z.B. die Flexibilität im Umgang mit Emotionen, sowie das Wissen um die soziokulturelle Angemessenheit von Emotionen.
Literatur
Ulich, D. & Mayring, P. (1992). Psychologie der Emotionen. Stuttgart: Kohlhammer.
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