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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Abwehrmechanismen

Autor
Autor:
Julia Schneider-Ermer

Abwehrmechanismen, ein inzwischen zur Alltagssprache gehörender Begriff, der aus der Psychoanalyse stammt und die Mechanismen des Ich bezeichnet, den Triebansprüchen und -wünschen des Es entgegenzutreten. Abwehrmechanismen sind im psychoanalytischen Sinn unbewußt ablaufende Operationen, in denen Informationen verarbeitet und vom Bewußtsein ferngehalten werden, um das psychische Gleichgewicht zu erhalten. Diese unbewußt und automatisiert ablaufenden Mechanismen, z.B. Identifizierung, Intellektualisierung, Konversion, Projektion, Regression, Sublimierung, Verdrängung, Verleugnung, sind also zielgerichtet und dienen homöostatischen Zwecken, also dazu, die durch Signaleffekte wie Angst, Scham oder Schuld ausgelöste Unlust abzuwehren bzw. unlustvolle Affekte zu vermeiden. Werden diese Verhaltensweisen zunächst willentlich aufgebaut, so erfolgt diese Abwehr schließlich automatisiert.

Abwehrmechanismen lassen sich nach einem Modell von Mentzos in intrapsychische, interpersonelle und institutionisierte Abwehrmechanismen unterteilen: a) Intrapsychische Abwehrmechanismen sind Verarbeitungsmodi, die überwiegend nur die eigene Person betreffen, also intrapsychische Regulationsvorgänge: Ein phobischer Patient meidet automatisch gesellige Zusammenkünfte; andere Personen bekommen davon kaum etwas mit. b) Bei interpersonellen Abwehrmechanismen ergänzen sich zwei Menschen in ihren Verhaltensweisen und Einstellungen. Beide benötigen sich, um bestimmte Triebimpulse und Affekte voreinander in Schach zu halten: Eltern können z.B. ihr langweiliges Leben unbewußt aufregender gestalten, indem sie an ihre pubertierenden Kinder unsoziale Impulse delegieren; daraus resultierende delinquente Handlungen veranlassen Aufregung und Auseinandersetzung und letztlich auch Teilnahme an den aufregenden Eskapaden des Kindes. c) Institutionelle Abwehrmechanismen sind Vorgänge, bei denen eine Person bestimmte Eigentümlichkeiten einer Instituiton benötigt, um eigene Ängste zu kontrollieren: Manche Prüfungen mit strengen Initiationsriten dienen nicht nur dazu, qualifizierte Nachfolger für eine bestimmte Position auszuwählen, sondern auch dazu, aufkommende Neidgefühle auf die Jüngeren und Schamgefühle wegen des Älterwerdens einigermaßen erträglich zu machen.

Literatur

Mentzos, S. (1993). Abwehr. In W. Mertens (Hrsg.), Schlüsselbegriffe der Psychoanalyse. Stuttgart: Verlag Internationale Psychoanalyse.

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