unspezifisch dämpfende psychotrope Substanz (Psychopharmakologie), schlafinduzierende Substanzen. Die sedierende und zumindest initial schlafinduzierende auftretende Wirkung beim Gebrauch von Alkohol und Opium haben in der Menschheitsgeschichte eine lange Tradition. Bei beiden Substanzen besteht jedoch beim Dauergebrauch das Risiko der Entwicklung von Abhängigkeit und Sucht. Alkohol und Opium führen zudem nicht zu einem physiologischen Schlaf, sondern unterdrücken die Tiefschlaf- und REM-Schlafphasen. Dadurch kommt es beim Abfallen des Blutalkohols in den frühen Morgenstunden zu Rebound-Phänomenen, die im Falle des Alkohols z.B. mit Alpträumen, häufigen Wachperioden und starker vegetativer Erregung einhergehen.
In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts dominierten die Barbiturate die pharmakologische Behandlung von Insomnie. Diese Präparate wirken initial gut schlafanstoßend, es entwickelt sich jedoch rasch Toleranz, und damit erhöht sich auch die Abhängigkeits- und Suchtgefahr. Die Barbiturate reduzieren zudem den Tief- und REM-Schlaf. Damit können ausgeprägte körperliche und psychische Nebenwirkungen auftreten. Barbiturate kumulieren aufgrund ihrer langen Halbwertszeit sehr schnell und bergen damit das hohe Risiko von Intoxikationen mit Todesfolge. Barbiturate waren lange Zeit die am häufigsten verwendeten Medikamente bei Suiziden. Eine Indikation, Barbiturate heutzutage noch in der Insomniebehandlung einzusetzen, besteht nicht.
Die Barbiturate wurden durch die Benzodiazepine (bekanntester Vertreter: Diazepam = Valium) abgelöst. Intoxikationen mit Todesfolge sind bei diesen Substanzen extrem selten. Zudem wurde initial davon ausgegangen, daß bei Benzodiazepinen die Abhängigkeits- bzw. Suchtentwicklungen nicht auftreten können. Von dieser Meinung mußte man inzwischen abrücken. Aktuell stehen auf dem Markt eine Reihe von Benzodiazepinen mit unterschiedlich langen Halbwertszeiten zur Verfügung. Präparate mit kurzen Halbwertszeiten bieten den Vorteil einer fehlenden Kumulation sowie das Ausbleiben eines "hang over" am nächsten Morgen nach der Medikamenteneinnahme. Die in den letzten 15 Jahren zunehmenden Hinweise darauf, daß auch Benzodiazepine mit Problemen, wie etwa Toleranz- und Abhängigkeitsentwicklung, Atemdepression, Reboundinsomnie, nächtlichen Amnesien und Verwirrtheitszuständen, verknüpft sind, haben dazu geführt, daß diese Präparate ausschließlich nach den Richtlinien klare Indikation, kleine Dosis und kurze Verordnungsdauer (max. 4 Wochen) gegeben werden sollten. Insbesondere bei älteren Patienten können aufgrund eines veränderten Metabolismus die o.g. unerwünschten Nebenwirkungen in verstärkter Form auftreten. Ebenso dürfen Benzodiazepine bei einer Sucht- bzw. Abhängigkeitsanamnese auf keinen Fall verordnet werden. Die Benzodiazepine bewirken eine Reduktion der Einschlafzeit und nächtlicher Wachzeiten, jedoch tritt auch in den meisten Fällen eine REM-Schlafsuppression und eine Reduktion der langsamwelligen Deltaaktivität im Schlaf-EEG auf. Neu entwickelte Nicht-Benzodiazepinhypnotika, wie etwa Zopiclone und Zolpidem, weisen im Vergleich zu den klassischen Benzodiazepinen weniger Risiken, auch im Hinblick auf das Mißbrauchs- und Abhängigkeitspotential, auf.
Zunehmend werden in größerem Umfang sedierende Antidepressiva, wie etwa Amitriptylin, Doxepin oder Trimipramin, bei Insomnien (in meist viel geringerer Dosierung als in der Behandlung von Depressionen) eingesetzt. Ein entsprechender Therapieversuch ist bei chronisch therapierefraktären Insomnien indiziert, sollte jedoch nur unter Erfassung und Kontrolle möglicher Nebenwirkungen durchgeführt werden.
Pflanzliche Schlafmittel und sog. natürliche Schlafsubstanzen spielen ebenso eine zunehmend große Rolle in der Insomniebehandlung. Pflanzliche Präparate, meist auf Baldrianbasis, sind in der Regel frei im Handel erhältlich. Der Vorteil von pflanzlichen Präparaten liegt darin, daß ausgeprägte Nebenwirkungen bzw. Abhängigkeitsentwicklungen nicht bekannt sind. Allerdings ist die Datenbasis zum Nachweis der Effektivität dieser Substanzen bei Insomnien noch nicht sehr umfangreich. Als sog. natürliche, körpereigene Schlafsubstanzen werden das L-Tryptophan, ein Präkursor des Serotonins, sowie das Melatonin vermarktet. Für beide Substanzen gilt, daß erste erfolgverspechende Daten zur Wertigkeit dieses Therapieansatzes bei Insomnien vorliegen. Eine generelle weitreichende Empfehlung für beide Substanzen kann beim jetzigen Kenntnisstand jedoch noch nicht gegeben werden.
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