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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Immunfunktionen

Autor
Autor:
Irene Roubicek-Solms

1) Immunfunktionen und Hormone: Die Funktionen des Immunsystems, Erhaltung der Individualstruktur durch körperfremde Substanzen und kontinuierliche Eliminierung anormaler Körperzellen, können durch Hormone, Neurotransmitter und Neuropeptide des Gehirns beeinflußt werden (Psychoneuroimmunologie). Glucocorticoide, die vermehrt unter Streß ausgeschüttet werden, bewirken eine Hemmung der IL-2-Synthese und eine Reduzierung peripherer zirkulierender Monozyten und Lymphozyten. Sie haben somit eine immunsuppressive Funktion. Ebenso haben Östrogene und Androgene einen hemmenden Einfluß auf verschiedene immunologische Funktionen. T-Suppressor-Zellen weisen eine besonders große Zahl von Rezeptoren für Östrogene auf. Cholinerge Agonisten und Beta-Endorphin verstärken z.B. die Aktivität der NK-Zellen. Adrenerge Agonisten erhöhen deren Zahl. ACTH stimuliert die Proliferation von B-Zellen, und Prolaktion verstärkt die IL-2-Sezernierung und T-Zell-Proliferation. Die Hypophysenhormone Prolaktin und das Wachstumshormon GH beeinflussen die Thymusdifferenzierung, die Funktionen von T- und NK-Zellen, die Cytokinproduktion, Phagozytose und Hämatopoese. Besonders gut sind inzwischen die immunmodulatorischen Wirkungen der Katecholamine nachgewiesen. B-Zellen, T-Zellen und NK-Zellen weisen Beta-Adrenozeptoren auf. Auch am Menschen konnte inzwischen nachgewiesen werden, daß Adrenalin und Noradrenalin Zahl und Funktionen der NK-Zellen beeinflussen (Einen Überblick über die Vielfalt der untersuchten Beziehungen vermittelt die Tab.). 2) Immunfunktionen und Nervensystem: In zahlreichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden: Experimentelle Manipulationen am Nervensystem, wie eine elektrische Reizung des Hypothalamus, verändern humorale und zelluläre Immunfunktionen. Die Stimulierung von Immunfunktionen beeinflußt durch verschiedene Antigene die Entladungsrate von Neuronen im ventromedialen Hypothalamus. Das Zentralnervensystem moduliert die Funktionen des Immunsystems, und Veränderungen im Immunsystem haben einen Einfuß auf endokrine und zentralnervöse Funktionen. In vereinfachter Form werden diese Wechselbeziehungen in der Abb. veranschaulicht. Das zentrale Nervensystem und das Immunsystem weisen eine Reihe von funktionalen Gemeinsamkeiten auf: a) Beide haben sensorische Elemente, mit denen sie Informationen aus dem Körper und aus der Außenwelt aufnehmen. Das Immunsystem reagiert auf Pathogene und körperfremde Moleküle, das zentrale Nervensystem auf äußere Gefahrenreize und Veränderung des inneren Milieus. b) Beide haben ein Gedächtnis. c) Beide kommunizieren über große Entfernungen, das Nervensystem über Nervenbahnen und das Immunsystem über wandernde Immunzellen. d) Beide verwenden chemische Botenstoffe zur Signalübermittlung, Neurotransmitter und Neuropeptide des Nervensystems sowie Lymphokine und Cytokine des Immunsystems. Da die Funktionen des zentralen Nervensystems weitgehend von äußeren Reizen abhängig sind, liegt die Vermutung nahe, daß erlebens- und verhaltensbedingte Veränderungen im zentralen Nervensystem entweder auf direktem Weg oder auf dem Umweg über das Hormonsystem immunologische Funktionen beeinflussen können (Hormone). Andererseits ist anzunehmen, daß Veränderungen im Immunsystem einen Einfluß auf Funktionen des Hormonsystems und des zentralen Nervensystems haben. Als Botenstoffe, die die Funktionen der drei Systeme koordinieren, wurden inzwischen verschiedene Hormone und regulatorische Peptide identifiziert.

Literatur

Schedlowski, M. & Tewes, U. (Hrsg.). (1996). Psychoneuroimmunologie. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.

Immunmodulatorische Funktion verschiedener Hormone.

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