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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Intimsphäre

Autor
Autor:
Klaus-Dieter Zumbeck

der private Lebensbereich, also alles, wovon man meint, daß es Fremde nichts angeht. Dazu gehört die spontane Äußerung starker Gefühle wie wilder Begeisterung und heftiger Trauer. Gerade so mag man bei beschämenden Erlebnissen, persönlichen Mißerfolgen und kleinen Blamagen, keine Zeugen. Auch Steckenpferde und andere Marotten werden oft sozusagen verheimlicht. Ebenso werden Freundschaften, die die Grenze zu einer anderen sozialen Schicht überschreiten, nicht gern zugegeben. Vielleicht noch stärker sollen die Beziehungen und Vorkomm’ nisse in der Familie vor der Mitwelt abgeschirmt werden. Man möchte alles vor der Öffentlichkeit schützen, was ihre Kritik herausfordern könnte und was doch zugleich ein Ausdruck des persönlichen Wesens ist. Ganz besonders gehört aber zur Intimsphäre der sexuelle Bereich. Wie sich erwachsene, entscheidungsfreie Menschen außerhalb der Öffentlichkeit sexuell miteinander verhalten, sollte man ihnen überlassen. Tatsächlich haben aber Kirche und Staat nicht nur Vorschriften für das intime Sexualverhalten erlassen, sondern auch Strafen für eine Verletzung dieser Gebote verhängt. Die modernen Reformen des Sexualrechtes zielen darauf ab, die sexuelle Intimsphäre in derartigen Bevormundungen und Eingriffen auszunehmen. Gleichzeitig jedoch verletzt die moderne Publizität mit ihren Berichten über Skandalaffären und Bettge schichten der Prominenten ständig die Intimsphäre. Auch im politischen Kampf wird der Gegner oft »unter der Gürtellinie« geschlagen – also mit Anschuldigungen und Verdächtigungen im sexuellen Bereich. Dem öffentlichen Geheimnisbruch im Großen entspricht eine Neigung, auch in die Intimsphäre gewöhnlicher Bürger einzudringen, die irgendwie – etwa als Opfer eines Verbrechens –in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit gerückt sind. So will man einem breiten Publikum durch Einblicke in fremdes Schicksal eine Art Ersatz-Leben bieten. Ein nennenswerter Widerstand gegen solche Entwürdigung ist nicht zu erkennen –, vielleicht ein Zeichen für die Entwicklung zur Massengesellschaft.Gesellschaftlich bestimmter Verhaltensbereich, über den der einzelne nur mit wenigen anderen spricht, zu denen er eine enge Beziehung hat (intim stammt von lateinisch intimus = innen, zum Beispiel der innerste Bereich eines Hauses). In den meisten Gesellschaften gehört das sexuelle Verhalten in den Intimbereich; es gilt als unschicklich, wenn Dritte sexuelle Handlungen beobachten. Intimität.

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