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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Vulnerabilität

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

genetisch oder/und biographisch erworbene Verletzlichkeit, kann zusammen mit Vulnerabilitätsfaktoren zu Vulnerabilitätssymptomen führen: psychosomatische Symptome, Depressionen, Selbstschädigungstendenzen, Süchte, aber auch Bravheit und Selbstmitleid. Grundlegende Vulnerabilitätsfaktoren sind unsichere soziale Netzwerke, fehlende Entlastungsmöglichkeiten, negative Selbstkonzepte, best. Attributionsstile, "zeitextendierte multifaktorielle Be- und Überlastung" und die Akkumulation solcher Vulnerabilitätsfaktoren in Negativkarrieren. Erhöht wird die Vulnerabilität auch durch sozialökologisch oder entwicklungspsychologisch bedingte Diskontinuitäten/Übergänge (z.B. Berufswechsel, Adoleszenzphase) bis hin zu kritischen Lebensereignissen (z.B. Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit), aber auch durch daily hassles. Der emotional-kognitiven Situationsbewertung (secondary appraisal) kommt eine moderierende Wirkung zu. Vulnerable Bereiche werden oft mit rigiden Abwehrmustern zu schützen versucht, während Gesundheit die Fähigkeit beinhaltet, eine starre Lebenssituation rechtzeitig in eine lockere Folge von Minikrisen aufzulösen, um stärkere Vulnerabilitätssymptome zu vermeiden. Schutzfaktoren können Vulnerabilitätsfaktoren kompensieren, doch überschneiden sie sich teilweise mit ihnen abhängig von Kontext und Dauer. Zudem gehören Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und Vulnerabilität dialogisch zusammen, da Vulnerabilität nicht durch das bloße Ausschalten von Vulnerabilitätsfaktoren vermieden werden kann und die Überwindung einer Leidensebene für neue Leiden und Freuden sensibilisiert. Zu den Schutzfaktoren zählen ein hohes Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeitserwartung und ein Gefühl sozialer Verpflichtung (commitment), soziale Kompetenz, um sich Ressourcen zugänglich zu machen, und bereits vorhandener Ressourcenreichtum. Eine entwickelte persönliche Ethik kann lange Zeit über brüchige Bereiche hinwegtragen.

Literatur

Noam, G.G. (1996). Reconceptualizing Maturity: The Search for Deeper Meaning. In G. G. Noam & K. W. Fischer (Eds.), Development and Vulnerability in Close Relationships. Mahwah, New Jersey: Lawrence Erlbaum Ass.


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