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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Egoismus

Autor
Autor:
Manuela Bartheim-Rixen

die »Selbstsucht«, die auf dem Selbsterhaltungstrieb beruht. Der Mensch kann kein Ziel verfolgen, ohne dabei nach einer Befriedigung seiner Wünsche zu streben. Wenn er sich von seinen unmittelbar egozentrischen Interessen abwendet, sich um das Wohl seiner Mitmenschen sorgt (Altruismus) oder Ziele verfolgt, die ihm keinen materiellen Gewinn einbringen können, beweist er sich und anderen damit seine Fähigkeit, die Triebtendenzen zu überwinden, und schöpft daraus einen neuen egoistischen Stolz. Zudem erwartet er meist, dafür Ansehen und Dank zu ernten. Gewiß kann man in einer solchen Erhebung über die direkte Selbstsucht eine Sublimierung anerkennen, die aber eben eine Verfeinerung, und nicht eine Ausschaltung des Triebes darstellt. Sogar Selbstschädigungen stammen aus egoistischen Antrieben. Sie folgen einem Schuldgefühl, aus dem sich ein Strafbedürfnis ergibt; und das Leiden, das jemand unbewußt-absichtlich auf sich bezieht, wird als Schuldbefreiung gesucht. Der Selbstmord geht meist auf eine Liebesenttäuschung zurück, stellt eine Rache an denen dar, die ihre Liebe verweigert haben. Hier mischen sich also egoistische Motive mit Tendenzen der Liebe und der Aggression. Tatsächlich stammt ein großer Teil der Konflikte des Menschen aus einem Widerstreit zwischen »Hunger und Liebe«, zwischen Selbsterhaltung und Arterhaltung, zwischen Egoismus und Sexualität. Das Lust-und Liebesverlangen, die Libido als die eigentliche Triebkraft der Sexualität, kann ebenso der eigenen Person wie einem anderen Objekt (einem oder mehreren Menschen, einem Tier, einer Sache oder einer Idee) gelten. Der Narzißmus, die Ichliebe, ist sogar das ursprüngliche Feld der Libido. Deshalb faßte Freud in seinem späteren Konzept Ich und Sexualtriebe als Einheit auf. Ihre lebenserhaltende Tendenz, die er unter dem Namen »Eros« begriff, stellte er als Gegenkraft dem Destruktions oder Todestrieb (»Thanatos«) entgegen. Um sich klarzumachen, welche Bedeutung die eigene Person für einen jeden hat, muß man sich vergegenwärtigen, daß niemand weiß, wie die Welt »wirklich« ist. Wir können sie nicht »objektiv« erfassen, sondern immer nur so, wie ein jeder sie erlebt. So konnte die Phantasie entstehen, daß die Welt überhaupt nicht existiert, sondern nur ein Traum ist, den das Individuum »erfindet«. Diesen »Solipsismus« oder »Subjektivismus« vertrat als erkenntnistheoretische Auffassung Descartes, als praktische Philosophie Max Stirner (»Der Einzige und sein Eigentum«).Wertender Begriff, der eine Bevorzugung des eigenen Ichs gegenüber den Interessen anderer Menschen umschreibt. Man unterscheidet gelegentlich einen gesunden Egoismus (Durchsetzen der eigenen Interessen im Sinn eines gerechten Ausgleichs von Geben und Nehmen) vom krankhaften oder übertriebenen Egoismus (Durchsetzen der eigenen Interessen auch da, wo andere Menschen dadurch unverhältnismäßig geschädigt oder beeinträchtigt werden, zum Beispiel bei Kriminalität). Altruismus, Narzißmus.

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