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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

familiale Erziehung

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

wird von Psychologen und Pädagogen übereinstimmend eine große Bedeutung für das Wohlbefinden und die Persönlichkeitsentwicklung zugeschrieben. Die Familie ist die erste und wichtigste Sozialisationsinstanz. In der öffentlichen Meinung wird "Familie" allerdings recht verschieden verstanden: Familien sind entweder 1) staatlich und/oder kirchlich geschlossene Ehen oder 2) blutsverwandtschaftliche Bindungen oder 3) Wirtschaftseinheiten von Privathaushalten mit Kindern. Aus Sicht der Familienpsychologie ist es notwendig, sämtliche von den Individuen selbst erlebten Formen des Zusammenlebens zu erfassen. Familie muß man daher als eine soziale Beziehungseinheit kennzeichnen, die sich besonders durch Intimität und intergenerationelle Beziehungen auszeichnet. Innerhalb einer solchen Definition ist eine große Vielfalt von Familienformen möglich: Kernfamilien traditionellen Typs, Ein-Elter-Familien, Familien mit Pflegeverpflichtungen, aus Scheidungen und Wiederheirat hervorgegangene Fortsetzungsfamilien und auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit Kindern oder anderen Angehörigen. Alle diese verschiedenen Formen von Familie haben aber dem Kind gegenüber die gleiche Erziehungsaufgabe: Voraussetzungen für eine gesunde emotionale Entwicklung zu schaffen und die besten Möglichkeiten für eine optimale intellektuelle Förderung zu eröffnen.

Familiale Erziehung unterliegt verschiedensten Einflüssen, die als Interaktionen, transaktionale oder systemisch-ökopsychologische, gekennzeichnet werden können. Die Forschungen zur Entstehung und Entwicklung von Bindung (attachment) zur Hauptbezugsperson (in der Regel die Mutter) und Gefahren, die aus gestörten Bindungsprozessen resultieren, bildeten dabei einen wichtigen Ausgangspunkt. Die psychologische Erziehungsstilforschung konnte nachweisen, daß unterschiedliche elterliche Erziehungsstile die Entwicklung des Kindes verschieden beeinflussen. Pathologische Kommunikationstrukturen in der familialen Erziehung (double-bind-Hypoythese) können zur Beeinträchtigung psychischer Gesundheit beitragen (bis hin zur Schizophrenie). Hinsichtlich der schulischen Entwicklungschancen des Kindes haben Faktoren der familialen Erziehung eine große Bedeutung, weil sie Voraussetzungen für die Entfaltung der kindlichen Motivation schaffen.

Literatur

Petzold, M. (1999). Entwicklung und Erziehung in der Familie. Baltmannsweiler: Schneider-Hohengehren.


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