nach Auffassung des amerikanischen Soziologen David Riesman die moderne Form der Anpassung des Einzelnen an seine Gesellschaft. Während in vorwiegend bäuerlichen Kulturen die Traditions-Lenkung vorherrscht, die festgelegten Normen ein für allemal folgt, setzte sich in bürgerlichen Gesellschaften die Innenlenkung durch, die in der modernen Industrie und Massengesellschaft allmählich durch die Außenlenkung abgelöst wird. Die Innenlenkung war möglich, weil in jedem Menschen während der Kindheit durch die Erziehung in der Familie ein Gewissen aufgebaut wurde, nach dem sich fortan das Verhalten wie nach einem Kompaß richtet. Dieser Prozeß entspricht den Vorgängen, die nach psychoanalytischer Auffassung zum Aufbau des Über-Ich führen. Das Vorbild der Innenlenkung stammt von hervorragenden Personen, in erster Linie von den Eltern, dann auch von Führern der Menschheit. Ihre »Kompaßnadel« zeigt immer nach dem gleichen »Pol«. In der Außenlenkung richtet sich der Mensch nach seinen Nachbarn, besonders nach dem Verhalten in einer Gruppe von Gleichgestellten (»Peer group«). Da man sich immer wieder anderen Gruppen zugesellt, in denen verschiedene Regeln herrschen, da sich auch in jeder Gruppe das Verhalten ändert, muß der außengeleitete Mensch seine Umgebung ständig wie mit einem Radargerät absuchen, um die Signale zu empfangen, die ihm sagen, was jeweils »richtig« ist. Er muß sein Verhalten immer wieder umstellen. Wenn er allein ist, fühlt er sich richtungslos und unsicher. Er kann sich zwar leichter anpassen, aber immer nur an seinesgleichen. Ihm fehlen die Ideale, die in der Innenlenkung das Über-Ich setzt. Er verliert an Eigenart, setzt sich aber weniger den Gefahren des Außenseitertums und der Rebellenschaft aus. Er wird wie ein Sandkorn zum Teil der Masse, die jeder Wind einer neuen gesellschaftlichen Entwicklung vor sich her treiben kann. So spricht Riesman von der »einsamen Masse«. Er bringt diese Entwicklung mit Einflüssen der modernen technischen Zivilisation in Verbindung. Lange vor ihm sah Freud die gleiche Erscheinung, die er jedoch als spezifisch amerikanisch ansah. Tatsächlich hat sich ja in Amerika die industrielle Massengesellschaft zuerst und am weitesten entwickelt. In dem Mangel an Führung des, wie Riesman ihn später nennen sollte, außengeleiteten Menschen sah Freud »das psychologische Elend der Masse« begründet. Autismus, die »Selbstbezogenheit« und Abkapselung von der Umwelt und den Mitmenschen. Der autistische Mensch hat sich von der Liebe der anderen sozusagen unabhängig gemacht und verläßt sich nur noch auf die Selbstliebe, den Narzißmus. Er wendet sich von der Realität ab und seinem inneren Erleben zu, an dem er niemanden teilnehmen läßt. Diese Haltung geht auf Enttäuschungen der Liebeserwartung und in der übrigen Umwelt-Erfahrung zurück. Sie kann sich zu einer schweren seelischen Störung steigern, wie man sie neuerdings öfter bei »autistischen Kindern« beobachtet und psychotherapeutisch zu überwinden sucht. Autogenes Training, eine von dem Psychiater Johannes H. Schultz nach indischen Vorbildern (Joga) entwickelte Methode der »konzentrativen Selbstentspannung«. Unter ärztlicher Anleitung werden durch Entspannungsübungen Körpergefühle »umgeschaltet«, Verkrampfungen gelöst, Erregtheiten beruhigt. Man lernt die vegetativen, d. h. für gewöhnlich dem Willen nicht unterworfenen Funktionen beherrschen. Damit beeinflußt man zugleich in einer Art Autosuggestion die zugehörigen seelischen Regungen. Die erlebnisbedingten Ursachen einer Störung werden durch diese Methode nicht berührt. Sie verhilft nur dazu, die Folgen »in den Griff zu bekommen«.
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