die schwersten Formen seelischer Erkrankung. Die Psychiatrie unterscheidet zwischen exogenen und endogenen Psychosen, das heißt solchen, die »von außen«, durch krankhafte Veränderungen des Gehirns (wie bei der Paralyse) verursacht worden sind, und denen, die »von innen« kommen, ohne erkennbare Veränderung des Gehirns als »Gemütskrankheiten « entstehen. Wahrscheinlich spielen in allen Fällen die Erbanlagen eine Rolle, und sicher haben auch bei den exogenen Psychosen rein seelische Erfahrungen mitgewirkt. Die Psychoanalyse stellt die Psychosen den Neurosen gegenüber. In beiden Formenkreisen geht es um eine Auseinandersetzung mit der äußeren Realität, die als widrig empfunden wird. In der Neurose werden die Wünsche des Es, die Triebregungen, zugunsten der Außenwelt und auf Kosten des Ich, des Bewußtseins, zurückgedrängt; es wird ein Kompromiß gesucht, der sich in den Symptomen der Krankheit äußert. In der Psychose wird die widrige Außenwelt geleugnet; der Kranke zieht sich in eine Wahnwelt zurück. Mit dieser Sicht ist zugleich eine Brücke von der Psychose zu Erscheinungen des normalen Seelenlebens geschlagen. Denn auch der nächtliche Traum ist ein Wahn, das Vorbild einer Psychose. Die Psychosen entwickeln sich be sonders häufig in Krisen der Lebensentwicklung, so während der Pubertät, der Adoleszenz oder in den Wechseljahren und im hohen Alter. Manche treten nur einmal akut auf und bilden sich dann zurück. Andere äußern sich in Schüben, zwischen denen Phasen normalen Verhaltens liegen. Wieder andere führen schubweise und allmählich zum totalen Persönlichkeitsabbau. Ihre vielfältigen Formen gehören drei Typen an, die weitgehend durch die Konstitution (Körperbau) bedingt zu sein scheinen: dem manisch-depressiven Irresein (vgl. auch Melancholie); der Schizophrenie (vgl. auch Paranoia); der Epilepsie. Formen der Behandlung sind die Schocktherapie, die Psychochirurgie (vgl. Gehirn), das Verabreichen von Psychopharmaka und in steigendem Maße auch die eigentliche Psychotherapie.
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