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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Rivalität

Autor
Autor:
Katharina Weinberger

der Wettbewerb mit einem oder mehreren anderen um einen Besitz oder Erfolg. Die gegenwärtige Gesellschaftsordnung und ihr Wirtschaftssystem beruhen vor allem auf solcher Konkurrenz. Sie hemmt die Gefühls-Beziehungen zwischen denen, die an ihr teilnehmen. Sie knüpft die Befriedigungen mehr an Kampf, also an Aggression, als an Liebe. Man strebt nach Dingen nicht so sehr, weil man sie an sich haben oder erreichen möchte, als weil man durch sie einen Platz in der Hackordnung behaupten oder verbessern will. Annehmlichkeiten des Komforts zählen weniger nach ihrem praktischen Wert als nach ihrer Bedeutung als Status-Symbole, also als Zeichen des sozialen Niveaus. Da der Wettbewerb als Motor für Leistungen aufgedreht wird, wird es oft schwierig, die Rivalitäten dennoch durch eine Verpflichtung zum gesellschaftlichen Konsensus einzudämmen. In der Konkurrenz verschiedener Staaten oder Staatenblöcke gerät die Rivalität nur zu leicht in die Nähe kriegerischer Auseinandersetzungen. Die psychischen Gefahren einer einseitigen Betonung des RivalitätsPrinzips werden heute dadurch vergrößert, daß sich der Wettbewerb meist nicht mehr zwischen persönlich bekannten Menschen abspielt, zu denen eine direkte Beziehung besteht. So kann sich die Aggression nicht mit der Libido, der Liebeskraft, vermi schen. Denn in einer direkten und persönlichen Rivalität schwingt immer ein erotisch gefärbtes Verhältnis mit. Das gilt ganz besonders zwischen Männern, deren Kampf miteinander stets einem Ringkampf ähnelt, der eine Verknüpfung von Aggression mit taktiler (Berührungs-) Erotik darstellt und so zum Ausdruck latenter Homosexualität wird. Zwei Männer, die sich um den Besitz einer Frau streiten, gehen in ihrer Rivalität oft eine engere Beziehung zueinander ein, als einer von ihnen zu der umstrittenen Frau hatte. Auch der Kampf eines Mannes gegen eine Frau, einer Frau gegen einen Mann, ist einem Liebeskampf benachbart, wie er der deutschen Sage nach zwischen Siegfried und Brünhilde stattgefunden hat. Die Rivalität zwischen Frauen zeigt selten diesen erotischen Hintergrund, äußert sich meist auch viel versteckter. Dieser Geschlechtsunterschied dürfte indessen hauptsächlich auf die traditionelle Abhängigkeit der Frau von einer männlich bestimmten Gesellschaft zurückgehen und schwindet offenbar mit dem Maß der Emanzipation.Wettbewerb, Konkurrenz. Wichtige Verhaltensebene in einer leistungsorientierten Gesellschaft. Der Wert der Rivalität als gesellschaftliche Grundhaltung ist fragwürdig geworden, seit die Schattenseiten der Industriegesellschaft (Umweltverschmutzung, Ausbeutung, Streß) deutlich sind. In menschlichen Beziehungen führt Rivalität sehr häufig zu Schwierigkeiten, wenn sie etwa in eine Intimbeziehung hineingetragen wird. Solange Kinder mit der inneren Formel erzogen werden «Hammer oder Amboß sein» (entweder bin ich der Sieger -oder der Besiegte), wird es schwierig sein, Situationen zu bewältigen, in denen es nur zwei Sieger (oder zwei Besiegte) gibt. In einer Ehe führt Rivalität zum Scheitern für beide; Zusammenarbeit und Intimität hingegen lassen die Beziehung für beide Partner zu einem «Sieg» werden.

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