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Psychologielexikon

Überarbeitete Ausgabe

Psychologielexikon

Meditation

Autor
Autor:
Werner Eberlein

»Nachdenken«, eine innere Versenkung, bei der äußere Reize und Interessen weitgehend abgeschaltet werden. Meist entspannt man sich dabei auch durch eine bestimmte Körperhaltung. Die Techniken der Meditation, wie sie heute von verschiedenen Schulen gelehrt und geübt werden, gehen letztlich auf das hinduistische Yogazurück und haben somit auch einen religiösen Bezug. Sie sind andererseits dem Autogenen Training eng verwandt, das sich von der Religion weitgehend gelöst hat. Mit allen diesen Methoden lassen sich körperliche Funktionen wie Kreislauf und Herztätigkeit beeinflussen. Vor allem aber werden innerseelische Erlebnisse hervorgerufen, und zwar durch die Konzentration auf einen bestimmten bildhaften Inhalt. Er soll zum Anlaß werden, passiv auf das zu warten, was nun von innen her kommt. Die Meditation ist also eine Form der Selbsterfahrung, wie sie ähnlich die Mystik ermöglicht. Einen gewissen Zugang zu dem, was sonst unbewußt bleibt, kann jeder Mensch finden. Man kann solche Innenerfahrungen auch ohne Bindung an eine Meditationsschule machen. Einige von ihnen machen die Technik zum Ritual. Sie wollen die Selbsterkundung doch wieder an eine vorgegebene Weltanschauung binden, die sie als Überwert-Idee wie Sekten vertreten, oder schließen sogar eine Art Führer-Kult ein, der dem Lehrmeister (»Guru«) gilt. Ihren Erfolg verdanken sie der Sehnsucht des modernen Menschen, aus der Aktivität zu entfliehen, in die ihn eine hektisch gewordene Welt zwingt, und in der Versenkung einen Sinn des Lebens zu erschauen, den sie im materiellen Dasein nicht finden können.Das Wort ist von dem lateinischen «meditari» abgeleitet, das «üben» und «nachsinnen» bedeutet. Gemeint sind verschiedene, zunächst in religiösen Bereichen wurzelnde Techniken, innere Ruhe und Konzentration zu finden, den Grund des eigenen Lebens, des eigenen Selbst zu erfassen, wobei eine Einheit von vernünftigen Überlegungen und Gefühlen des Einswerdens mit der Wirklichkeit angestrebt wird. Meditation läßt sich psychologisch als eine Form der Hypnose verstehen, wobei der Meditierende beide Rollen übernimmt: die des Hypnotiseurs und die des Hypnotisierten (Selbsthypnose). Die in dieser Form vermittelten Inhalte sind sehr unterschiedlich. Sie betreffen Elemente des christlichen Glaubens, wie in der Meditation während der Exerzitien nach Ignatius von Loyola, aber auch geistige Ziele östlicher Religionen (Yoga, Zen-Buddhismus). Durch bestimmte Körperhaltungen und begleitende Atemübungen werden in der Meditation unter Umständen seelische Ausnahmezustände erzielt, in denen neuartige Einsichten ermöglicht oder die Bewältigung innerer Schwierigkeiten erleichtert wird. Auf der anderen Seite ist die Gefahr einer Regression in eine passive Haltung als Flucht vor einer unbefriedigenden und scheinbar unveränderlichen Wirklichkeit nicht zu verkennen. Meditation läßt sich auch kaum in Schnellkursen und mit Hilfe einfacher Kniffe (wie Aufsagen eines «geheimen» Wortes) erlernen, sondern bedarf individueller Anleitung und längerer Übung, wenn wirkliche Veränderungen im Sinn von mehr Gelassenheit, innerer Ruhe und körperlicher wie seelischer Entspannung auftreten sollen.

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