die »Geschlechtskälte« der Frau. Während den Mann ein Versagen seiner Potenz sexuell funktionsunfähig macht, kann die frigide Frau zum Sexualobjekt werden, den Samen empfangen und ihren Anteil an der Fortpflanzung erfüllen. Nur die Erregung und den Genuß kann sie nicht teilen; sie bleibt Objekt und wird nicht Partnerin. Die von den Männern bestimmte bürgerliche Moral billigte der »anständigen« Frau keine sexuelle Lust zu. Das »anständige« Mädchen wurde zur Sexualverdrängung und damit am Ende zur Frigidität förmlich erzogen. So sollte die eheliche Treue der Frau gesichert werden. Wenn sie sich auf die Sexualität nur als auf eine »eheliche Pflicht« einließ statt aus eigenem Verlangen, würde sie nicht versucht sein, außereheliche Beziehungen einzugehen und womöglich einen Bastard zu empfangen, der dann dem Gatten als eigenes Kind untergeschoben werden könnte. Das Verlangen der Männer nach einer an sinnlicher Lust wenig interessierten Ehefrau geht zugleich auf die Erinnerung an die Mutter zurück, zu der eine sinnliche Liebe verboten war und die doch das Vorbild für eine Liebeswahl blieb. So sah man in der Geschlechtskälte bei Frauen lange Zeit kein Problem. Erst als sich erwies, daß sich die verdrängte Sexualität in seelischen Krankheiten wie Hysterie und Neurose Ausdruck verschaffte, begann man auch die Frigidität selbst als Krankheit zu betrachten. Sie ist, ebenso wie die Impotenz des Mannes, fast nie körperlich begründet, sondern psychisch bedingt. Sie ergibt sich eben daraus, daß die Erziehung die sexuelle Lust als etwas Schmutziges, Verbotenes und Sündiges hingestellt hat. Dennoch tritt relativ selten eine totale Geschlechtskälte ein. Oft wird nur der Koitus durch sie abgewehrt, während andere Geschlechtsakte (z. B. Selbstbefriedigung, Homosexualität) durchaus zum Orgasmus führen können. Manchmal heben besondere Umstände die Blockade auf. Viele Frauen können nur dann sexuell voll genießen, weil sie eine verbotene Beziehung eingehen, weil die erste Beziehung zu einem Manne die zum Vater unter einem solchen Verbot stand. Es kommt vor, daß eine Frau bei einem bestimmten Manne, den sie frei gewählt hat, im Koitus dennoch frigide bleibt, weil ihre unbewußten Vorbehalte größer sind als ihre bewußte Bereitschaft. In Fällen schwerer Frigidität gibt es fast immer in der frühen Lebensgeschichte Erfahrungen des Liebesmangels und der Zurückweisung, die entweder an dem eigenen Liebeswert oder an der Liebe selbst Zweifel weckten. Eine tiefenpsychologisch orientierte Therapie wird diese Kindheitserfahrungen wieder bewußt zu machen suchen, sodaß eine realitätsgerechte Neuorientierung möglich ist. Die Verhaltenstherapie (vgl. Behaviorismus) leitet Patientinnen dazu an, Zärtlichkeit allmählich einzuüben.Unfähigkeit einer Frau, sexuelle Befriedigung zu finden. Man sollte nur dann von Frigidität sprechen, wenn eine Frau sexuelle Beziehungen teilnahmslos oder unlustvoll erlebt. Die weitverbreiteten Orgasmusschwierigkeiten sind kein Zeichen von Frigidität. Die Ursachen der Frigidität liegen in einer mangelnden Übereinstimmung der Sexualpartner, in Erziehungseinflüssen oder in einer Neurose (Fehl Verarbeitung der kindlichen Sexualität).
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