im allgemeinen: die Entwicklung des Denkens nach den Gesetzen der Logik und des Nutzens. Im ähnlichen Sinne gestaltet man heute Arbeitsprozesse, indem man sie in Teilvorgänge zerlegt, die so vereinfacht werden, bis sie endlich beinahe völlig von Maschinen vollzogen werden können. So werden zwar die Anstrengungen vermindert und die Leistungen erhöht, aber die seelische Beziehung des Menschen zu seiner Arbeit und ihrem Erfolg verringert sich. Die moderne Rationalisierung unter dem Diktat der Technik trägt zur Entfremdung bei. Dies gilt nicht für den Arbeitsbereich, sondern durch die Gestaltung der Stadt und Großstadt, etwa den Bau der Wohnungen, auch im privaten Leben. Dabei werden die psychischen Bedürfnisse weitgehend verkannt. Sie gelten vielfach als irrational, obwohl sie sich mit den Mitteln der wissenschaftlichen Psychologie durchaus verstandesmäßig erfassen ließen. Freilich gehorcht die Seele nicht einer technisch-mathematischen Logik. Den Unterschied zwischen den vermeintlich vernünftigen Interessen und den seelischen Bedürfnissen markiert der Abwehr-Vorgang, den der englische Psychoanalytiker Ernest Jones (t 1958) »Rationalisierung« nannte. Dabei geht es um Triebwünsche, deren Befriedigung nur dann erlaubt zu sein scheint, wenn sie als nützlich hingestellt werden kann. Wenn ein Sittenrichter Pornographien liest, sagt er, das müsse er tun, um die unanständige Literatur kennenzulernen ; sein eigenes Vergnügen daran ist durch seinen Kampf für die Moral hinreichend kaschiert. Aber dieser Mann würde nicht etwa nur einen Vorwand suchen; er ist sich keiner Heuchelei bewußt. Er hat vielmehr seine Triebregungen verdrängt, sie vor sich selbst hinter der Rationalisierung versteckt. Die Argumente, die der Verstand findet, um Gefühlsbedürfnisse als nützlich erscheinen zu lassen, zeigen beispielhaft, wie wir selbst unsere Intelligenz noch in den Dienst der Triebe stellen, statt sie mit ihrer Hilfe zu kontrollieren.Vernünftige Bemäntelung von Verhaltensweisen, die in Wirklichkeit andere Motive haben. Vor allem bei Gebildeten verbreitete Form der Abwehr. Sie wird durch eine Erziehung bedingt, in der Fragen wie «Warum hast du schon wieder?» einen Terror der (Pseudo-)Vernunft schaffen, der später in einer Identifizierung mit dem Angreifer gegen eigene und fremde Gefühle wirkt.
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